Babo erstarkt
Barbara Saladin

Einmal dachte Babo zurück an ihre Kinderzeit.

Wie sie damals ganz schnell Prinzessin, Zauberer und Hexe sein

konnte...

Ich liebte sie über alles, denn sie machten mich stark.

Da draussen war ich allein, niemand kümmerte sich... und da erfand ich

sie...

Zuerst begegnete ich ihnen in den Büchern, die ich gerade zu lesen

begann...

Sie wurden lebendig. Sie nahmen Gestalt an.

Ich sah sie vor mir, die Prinzessin, die durch ihren riesigen Palast schritt

in zierlichen, goldenen Pantoffeln. Mein Kleid war aus glänzender

Seide. Wenn ich müde war, setzte ich mich auf ein goldverziertes Sofa

und ruhte mich aus. Niemand störte mich. Ich konnte machen, was ich

wollte.

Wie die Hexe, die gar nicht so hässlich war. Nein, sie war wild, streifte

durch den Wald und die Wiese... Durch sie wehte der Wind. Sie

pflückte Kräuter und Früchte und ass sie, denn sie wusste genau, was

ihr gut tat. Die Erde trug sie und beschützte sie.

Und der Zauberer konnte alles.

Wenn er die Hand hob, wurde es dunkel. Wenn er Hunger hatte, lag ein

Hähnchen auf dem Teller. Wenn er woanders sein wollte, sagte er:

Simsalabim!, stellte sich das Meer vor und schon war es da...

Das war schön! Ich fühlte mich so stark! Merkte, dass ich so jederzeit

überall und alles sein konnte.

Und so nahm ich sie mit... diese Stärke... nahm sie mit in die Welt, in

der ich klein und unbedeutend war...

Und irgendwann blieb die Stärke, füllte sich in mir und schien nach

aussen...